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Mit Elementarteilchen auf Proteine schießen in Leeds (UK)

Die Willenskraft verhält sich zum Geist, wie ein starker, blinder Mann der einen gebrechliche, aber sehenden Mann auf seinen Schultern trägt.

(sinngemäß, Arthur Schopenhauer – Der Wille als Welt und Vorstellung, Zweiter Band, Kapitel 19)

Mein Name ist Andreas Kießling, ich komme aus einem kleinen Ort in der Nähe von Heidelberg (Deutschland), und ich bin PhD Student an der Universität Leeds am Astbury Zentrum for strukturelle Molekularbiologie (Astbury Centre for Structural Molecular Biology) bei Adrian Goldman. In meinem Heimatort hatten meine Eltern ihre eigene Bäckerei welches mich zu einem Kind einer Arbeiterfamilie macht. Dieser Teil meines Lebens beeinflusst mich bis heute noch, da ihre pragmatische Arbeitsmentalität mir in vielen schwierigen Situationen in meinem Leben geholfen hat.

Wenn man mich hundert Mal fragen würde, was mein Traumberuf sei, so würde ich ohne zu zögern immer mit „Wissenschaftler“ antworten. Aus meiner Sicht ist das Leben ein einziges großes Videospiel mit uns als Spielfiguren, welche die Welt erkunden und mit ihr interagieren können, mit der Wissenschaft als Antrieb für jeden Fortschritt in der Gesellschaft. Und ich kann einen noch so kleinen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten – wie großartig ist das denn?!

 

Strukturen, Strukturen, Strukturen… und ein bisschen von allem

Bild einer Proteinprobe welches mit einem Elektronenmikroskop festgehalten wurde – Man kann sogar das Protein selbst sehen bei dieser Vergrößerung!

Wie man am Titel schon erkennen kann bin ich hauptsächlich an Strukturmodellen von Proteinen interessiert, welche in meinem Fall Modelle des trimeren Autotransporter Adhäsionsproteins BpaC des gram-negativen Pathogens Burkholderia pseudomallei sind. Bis zum heutigen Zeitpunkt gibt es (noch) keine Strukturen dieses Proteins, was mir allerdings eine große Auswahl an Möglichkeiten gibt für mein Projekt. Ich kann entweder Teile der Struktur des Proteins mit Röntgenkristallographie aufklären oder ein Model des ganzen Proteins mithilfe von Kryoelektronenmikroskopie erstellen. Als Biochemiker interessiert mich aber auch die Funktion der Klasse dieser Proteine, was auch ein Teil meines Projekts ausmachen wird.

 

Man muss die Briten einfach lieben – jetzt umso mehr

Januar diesen Jahres wurde ein offener Brief in der Zeitschrift „The Times“ veröffentlicht, in welchem eine große Zahl an einflussreichen deutschen Politikern aller demokratischer Parteien das Vereinigte Königreich, in einer emotionalen Geste der Zuneigung, gebeten haben, den Brexit komplett zu vergessen und in der EU zu verbleiben. Nachdem ich nun mehr als ein Jahr in England gelebt habe, würde ich diesen Brief mit sehr großer Zustimmung unterschreiben. Mein Schlüsselmoment für deise Zuneigung war letztes Jahr, als ich an einem Freitagabend mit Arbeitskollegen in einem vollen Pub saß und „Sweet Caroline“ im Radio lief und plötzlich der komplette Pub anfing mitzusingen. Wenn man sich dann nicht in dieses Land verliebt, dann muss etwas falsch laufen! Natürlich gibt es auch die Schattenseiten, welche für mich hauptsächlich bei der britischen Küche liegen. Vor allem das magere Angebot an gutem Brot hat mir sehr viel Sorge bereitet. Glücklicherweise gab es dafür eine Lösung – man muss nur lange genug danach suchen!

Wenn in Leeds…

Meine Leidenschaft für die Naturwissenschaften stammt von einem Mix aus meinem Interesse an Science Fiction, Philosophie, und dem Erkunden der Natur. Eine wirklich meditative Gelassenheit kann ich nur erreichen wenn ich mich in der Natur befinde. Daher versuche ich, jedes zweite Wochenende, der großen Stadt (welche Leeds für mich ist) zu entfliehen. Es gibt nichts besseres als nach einer langen Wanderung zurück zu kommen und eine gute Tasse Kaffee mit einem wohlverdienten Stück Kuchen zu genießen!

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